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Erfahrungsberichte

Hier findest du Berichte, Videos und Zeitschriften von ehemaligen Freiwilligen im FÖJ.

Foto: Matthias Haslauer

Du interessierst dich für das FÖJ? Blicke mit ehemaligen Freiwilligen hinter die Kulissen ihres FÖJ.

Erfahrungsberichte

Im Folgenden berichten ehemalige Freiwillige von ihren Erfahrungen im FÖJ.

100 Prozent Natur

Mia (20) und Johanna (16) haben sich nach ihrer Schulzeit für eine praktische Auszeit in der Gärtnerei der LWL-Klinik Münster entschieden. Neben Blumenschnitt und Igelbetreuung steht hauptsächlich körperliche Arbeit auf dem Tagesplan.

Welche Aufgaben übernehmt ihr in der LWL-Klinik Münster?

Mia: Wir kümmern uns unter Anleitung die meiste Zeit um den großen Klinikpark. Im Sommer hacken wir das Unkraut weg, im Herbst fegen wir das Laub von den Wegen. Zurzeit entfernen wird die trockenen Äste und unterstützen den Rückschnitt der Bäume, damit sie keine Gefahr für die Patientinnen und Patienten werden. Im Frühling säen wir dann zum Beispiel die Samen für das Schnittblumenfeld, das auch Teil des Parks ist. Auch das Kontrollieren der Vogelnistkästen und deren Reinigung gehört zu unseren Aufgaben.


Johanna: Wir haben zum Beispiel auch ein eigenes Projekt. Wir helfen dabei fünf untergewichtigen Igeln über den Winter. Sie werden dann im Frühjahr von uns wieder ausgewildert.

 

Das klingt nach viel körperlicher Arbeit. War dir das klar, bevor du dein FÖJ gestartet hast?
Johanna: Ja, die Aufgabenbeschreibung stand schon auf der FÖJ-Homepage. Während eines Probearbeitstages konnten wir die Arbeit auch noch einmal vor Ort kennenlernen.

 

Gibt es Lieblingstätigkeiten?

Johanna: Für mich ist zum Beispiel das Blumenschneiden im Sommer, wenn die Schnittblumen blühen, eine schöne Arbeit. Immer montags binden wir dann Sträuße für einige Stationen und Büros. Aber auch die Zusammenarbeit mit den psychisch erkrankten Patienten in der Arbeitstherapie der Gärtnerei ist für mich eine bereichernde Erfahrung.

Mia: Mir macht auch die Arbeit im Gewächshaus Spaß. Hier kann man dabei zusehen, wie das selbst Gepflanzte wächst. Im Moment ist das zum Beispiel der Feldsalat, den wir hier auch für die Klinikküche anbauen.


Warum habt ihr euch gerade für die LWL-Klinik Münster beworben?

Mia: Hier gibt es ein spannendes Gesamtpaket: Man kann ökologisch arbeiten und gleichzeitig auch im Kontakt zu Patienten sich sinnvoll sozial engagieren.

Johanna: Mir gefällt hier besonders die Kombination von Park- und Gewächshausarbeit.


Wie viel Zeit verbringst du beim FÖJ in der Natur?

Mia: Wenn man die Arbeit im Gewächshaus mitzählt, sind wir täglich ab 7 Uhr zu 100 Prozent in der Natur. Für schlechtes Wetter haben wir passende Regenjacken.

 

Was willst du nach dem FÖJ machen?

Johanna: Ich werde mein Abitur machen.

Mia: Ich möchte ein Studium zur Gebärdensprachdolmetscherin absolvieren.

 

Was nimmst du jetzt schon mit aus diesem praktischen Jahr?

Mia: Es ist eine tolle, aber auch anstrengende Abwechslung zur Schule. Die praktische Arbeit in der Natur macht nach so vielen Jahren des Lernens in Klassenräumen einfach viel Spaß. Wir erleben hautnah den Verlauf der Jahreszeiten mit und lernen viel über Tier- und Pflanzenarten, Garten-Werkzeuge und -Maschinen. Auch durch die begleitenden Seminare sind wir dabei insgesamt viel selbstständiger geworden.
Es lohnt sich!

Greta berichtet über ihr FÖJ bei der Stiftung Bruchhauser Steine im Sauerland

Endlich Abi! Was nun?

Da stand ich nun, und dachte – was mache ich denn jetzt? Ich stand da, wurde einfach ins Leben “geschmissen” und wusste nicht, wie es weitergeht. Meine Mutter war es, die mir eine Anzeige aus der Zeitung hinlegte – “Freiwilliges ökologisches Jahr – jetzt auch bei den Bruchhauser Steinen”. Ich habe gelacht – ich konnte mir darunter nichts vorstellen, und so legte ich den Artikel beiseite. 

Mein erstes Vorstellungsgespräch!

Was soll´s, dachte ich und bewarb mich doch auf die Stelle. Auf einmal ging alles ganz schnell – und da war ich, im ersten Vorstellungsgespräch meines Lebens. Es lief gut, und kurz darauf war ich zum Probearbeiten bei den Bruchhauser Steinen. Ich weiß noch ganz genau, wie aufgeregt ich war – was soll ich denn anziehen, was muss ich wohl machen? Zu dem Zeitpunkt fühlte ich mich wie ein kleines Kind, viel zu klein und unsicher für die Erwachsenenwelt. 

Der erste Arbeitstag!
Dann kam auch schon der erste August. An den ersten Arbeitstag kann ich mich noch gut erinnern. Ein Junge, der dort Ferienarbeit macht, nahm mich mit und zeigte mir, wie der Freischneider funktioniert. Und so stand ich da, das erste Mal mit einer Maschine wie dieser in meiner Hand – und stellte fest, dass das gar nicht so schwer war. 

Das erste Seminar!
Seminar... was soll das denn heißen, dachte ich mir. Zu fremden Menschen fahren, um mit denen drei Tage zu verbringen, wer weiß was wir da machen? Naja, das packst du schon, dachte ich mir. Und siehe da: es war sogar echt lustig. Ich als einzige Sauerländerin fühlte mich zwar etwas verloren (das gab sich recht schnell), aber es war lustig und interessant, andere Leute kennenzulernen.

Die Einsatzstelle besser kennenlernen!
In den folgenden Wochen lernte ich die Einsatzstelle genauer kennen. 
Meine Einsatzstelle besteht aus drei Bereichen: 
Einmal ist da das Stiftungsgebiet mit den Steinen und dem Infocenter. Hier bin ich für die Instandhaltung der Anlagen zuständig. Dazu gehört die Kontrolle der Beschilderung, das Freischneiden der Wege, des Parkplatzes und des Spielplatzes am Infocenter. Außerdem gehört das Sammeln und Entsorgen des Mülls dazu. Und ich habe im Infocenter beim Kaffee- und Kuchenverkauf sowie beim Ticketverkauf und Information der Besucher geholfen. 
Der zweite Arbeitsbereich ist der Wald. Er umfasst das Stiftungsgebiet und dort fallen immer wieder kleinere Aufgaben an – zum Beispiel die Wege nach Stürmen von Ästen befreien oder wie ich es vor allem gegen Ende gemacht habe, das Auszeichnen von Käferbäumen (dies ist kein fester Bestandteil des FöJ, ich habe nur festgestellt, dass ich das gerne mache und durfte dann dabei helfen). 
Der dritte Bereich ist das Schloss und die Anlagen drumherum – auch hier fallen diverse Reparatur- Aufräum- und Mäharbeiten an. So wurde zum Beispiel in meiner Zeit des FÖJ eines der Ferienhäuser renoviert – hier half ich dann zum Beispiel beim Möbel tragen oder beim Ordnung machen im Garten. 
Nebenbei führte ich in der Zwischenzeit immer den Instagram Account der Bruchhauser Steine, was mir als Fotografin auch sehr viel Spaß machte - schließlich ist mein Arbeitsplatz ziemlich fotogen. 

Und die Planung einiger Projekte gehörte auch dazu – so habe ich zum Beispiel einen neuen Weg angelegt, der durch einen StammBaum- Wald führen soll. Und beim Begehen mit den Leuten der Firma, die für die neue Beschilderung hinzugerufen wurden, war ich ebenfalls dabei und habe viele interessante und neue Dinge gelernt. Dies sind nur einige Beispiele, ich kann nicht alles aufzählen, was ich abseits des Alltags erlebt habe... eines kann ich jedoch sagen: ich habe viele Leute kennengelernt, die ich sonst nie gesehen hätte: Archäologen, Ornithologen, Fernsehteams, andere Fotografen und so viele mehr.. 

Adieu Anfangszeit! Hallo Drückjagd!
Die Anfangszeit ging schnell vorbei, ich lernte schnell die ganze Truppe kennen und auch meine Arbeit machte mir Spaß. Diese bestand vor allem aus Freischneiden, Büsche schneiden, Müll sammeln – eben die Wege und das Gelände instandhalten. Ich war liebend gern im Gelände unterwegs. 


Ganz besonders ist mir aus der Anfangszeit mein erster Sonnenaufgang auf dem Feldstein in Erinnerung geblieben. Es war der Start eines heißen Sommertages, und ich saß allein auf dem Stein und sah der Sonne zu und hörte den Vögeln zu, während ich auf meine Heimat, das Sauerland, herunterblickte. Hört sich total kitschig an, war aber wunderschön! 
Der September ging schnell rum, es gab viel zu tun. Und dann kam der Oktober. Im Oktober hatte ich das erste Mal Kontakt mit der Jagd. Ich erlebte meine erste Drückjagd - ich lernte einige der Jäger kennen. Zu dem Zeitpunkt fühlte ich mich da noch etwas fehl am Platz - schließlich waren alle älter als ich und für sie war es natürlich nicht die erste Drückjagd. Dann kam nach der Rede vom Baron von Fürstenberg das erste Treiben...Davon weiß ich nicht mehr allzu viel, nur, dass ich hinterher klatschnass war. Nach der erfolgreichen Jagd ging es dann zum Erbsensuppe essen und ums Feuer stehen – ich in der Jacke meines Kollegen, was ziemlich witzig ausgesehen haben muss... 
Nach dieser Jagd wusste ich – das ist anders als man denkt, schöner als man denkt, und es war die Entdeckung einer Leidenschaft, die bis dahin keiner (besonders nicht ich!) in mir vermutet hätte. 
Dann kam der November – noch eine Drückjagd, kleiner als die erste, denn sie war im Gebiet der Steine. Ich musste vorher die Wege absperren, und dann ging es los. Ich durfte eine Treibergruppe leiten, diese war mir mit den Worten “du kennst dich bei den Steinen am besten aus, übernimm du das!” übertragen worden. 

Endlich der langersehnte Motorsägenkurs!
Auch im November ging es weiter mit der Arbeit - jetzt vermehrt Laubpusten, und Sturmschäden beseitigen. Dann fand endlich der langersehnte Motorsägenkurs statt! Ich kannte den Kursleiter schon, da dieser beim an das Stiftungsgebiet angrenzenden Wald Förster ist. Der Kurs hat wirklich Spaß gemacht – als ich als einzige Frau (und dann natürlich noch die Jüngste!) die Motorsäge auf Anhieb anbekommen hab, und ich die Blicke der anderen auf mir gespürt hab, war das schon ein tolles Gefühl. 

Der lange Winter
Dann kam der Winter. Mit reichlich Schnee – eine Woche war ich sogar zu Hause, da ich unmöglich mit dem Auto fahren konnte. Der Winter war zugegebenermaßen lang, es gab nicht sehr viel Arbeit für mich- vor allem Aufräumen stand im Plan. Und Fotos gemacht habe ich diesen Winter unglaublich viele – und war auch vor oder nach der Arbeitszeit die ersten Male mit auf dem Hochsitz. Ein Wintertief gab es aber nicht unbedingt. Die Zeit vom Sommer bis Herbst ging schneller rum, aber trotzdem gab es kaum Tage, an denen ich keine Lust hatte, bei “meinen” Steinen nach dem Rechten zu sehen. Zu dieser Zeit fand auch die Planung für einige Projekte statt, zum Beispiel die neue Beschilderung und die Planung des Stammbaum-Waldes. 

Die Frühlingszeit und der Borkenkäfer
Der Frühling kam, und damit stand vor allem Büsche schneiden und “Frühjahrsputz” auf dem Plan. In der Zwischenzeit half ich immer wieder in der Wippe aus, ein Ferienhaus, das in der Zeit renoviert wurde. So habe ich beispielsweise beim Einrichten geholfen. 
Nun wurde die Frage laut, was ich nach der Zeit bei den Steinen mache... Gott sei Dank kam ich über gute Beziehungen meines Kollegen an ein Praktikum bei einem Förster (wegen Corona war es sehr schwer, irgendwo ein Praktikum zu bekommen). Dort lernte ich dann den Beruf kennen, ob das meine Zukunft sein könnte, wusste ich aber noch nicht. Generell kann ich sagen, dass sich mein Chef und meine Kollegen immer bemüht haben, mich bei der Suche nach meinem weiteren Weg zu unterstützen. 
Der Frühling bei den Bruchhauser Steinen war schnell rum, da es viel zu tun gab, und schon war der Juni da... erschreckt stellte ich fest, dass meine Zeit hier schon fast vorbei war. Auch die Seminare, die mich in der Zwischenzeit immer (wenn auch online) begleitet haben, gingen auch sehr schnell rum, obwohl mir bei einigen das Thema mehr lag als bei anderen. 
In der letzten Zeit spitzte sich bei uns im Wald die Lage weiter zu – Der Borkenkäfer rückte uns immer mehr auf die Pelle. Ich lernte nun, wie man befallene Bäume erkennt und auszeichnet, und entdeckte das ein oder andere “Käferloch”. Ich durfte netterweise bei einem Harvesterfahrer mitfahren und war auch sonst recht viel im Wald unterwegs – wenn die Arbeiten an den Steinen erledigt waren. Dies ist auf Interesse meinerseits zurückzuführen und gehört eigentlich nicht zu den festen Aufgaben als FÖJler:in. Dabei habe ich aber endgültig entdeckt, dass ich meine Zukunft im Wald verbringen möchte. Ich bin froh über die vielen Möglichkeiten und die neuen Dinge, die ich lernen durfte. 

Ein Jahr der Verantwortung, Erkenntnisse und des Vertrauens
Was hat mir in diesem Jahr gefehlt? Nun, eigentlich nichts – nur die Grillabende, die sicherlich ohne Corona zahlreich stattgefunden hätten... Aber daran kann keiner etwas ändern. Und zu zukünftigen Kartoffelbraten werde ich mit Sicherheit auch mal kommen. 
Nun, wie schon gesagt, hat mich das FÖJ auf mein Studium gebracht. Dass ich mal Forstwirtschaft studieren werde, hätte ich ehrlich gesagt vorher nicht gedacht. Ob es die richtige Entscheidung ist, wird sich erst später zeigen. Aber nicht nur beruflich, sondern auch persönlich hat sich viel bei mir getan. Durch das FÖJ bin ich viel offener gegenüber fremden Menschen und neuen Dingen geworden. Außerdem bin ich viel selbstbewusster geworden und ich weiß, was ich kann. “Geht nicht - gibt’s nicht!” - ich habe gelernt, dass man sich ruhig mal mehr zutrauen kann und man viel stärker ist als man manchmal denkt. Ich habe gelernt, auch mal mit Konflikten (die logischerweise auch nicht ausbleiben, die bei mir aber fast nie vorkamen) umzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Und ich habe gelernt, was Vertrauen heißt: man muss sich selbst vertrauen, manchmal muss man anderen Leuten vertrauen und das Vertrauen, was andere Leute in einen setzen, nicht missbrauchen. 
Eine Kollegin aus dem Infocenter hat neulich bei einem Betriebsessen gesagt: “unsere Greta, die ist hier erwachsen geworden!” 
Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, ich freue mich auf die Zukunft, bin aber auch traurig, dass die schöne Zeit nun zu Ende geht. Aber zu den Steinen werde ich immer wieder zu Besuch kommen... Wegen meinen Kollegen, mit denen ich mich angefreundet habe, und wegen den Steinen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. 


Eure Greta

FÖJ im Freilichtmuseum

Sabrina berichtet von ihrem FÖJ im LWL-Freilichtmuseum Detmold.

FÖJ in Deutschland

Zum 25 jährigen FÖJ-Jubiläum im Jahr 2018 begaben sich Paula und Jannick auf eine Reise quer durch Deutschland, um andere Freiwillige zu besuchen und über deren Erfahrungen zu sprechen.

Pusteblume 2022

Hier gibt es die aktuellste Ausgabe der FÖJ-Zeitschrift Pusteblume von 2022 als PDF.

FÖJ Zeitschrift Pusteblume 2022

Pusteblume (© Martin Oss – stock.adobe.com)

Pusteblume 2021 1.2

Unter folgendem Link kannst du die zweite Ausgabe der FÖJ Zeitschrift Pusteblume von 2021 runterladen.

FÖJ Zeitschrift Pusteblume 1.2 2021

Pusteblume (© Martin Oss – stock.adobe.com)

Pusteblume 2021 1.1

Unter folgendem Link kannst du die erste Ausgabe der FÖJ Zeitschrift Pusteblume von 2021 runterladen.

FÖJ Zeitschrift Pusteblume 1.1 2021

Pusteblume (© Martin Oss – stock.adobe.com)